Max-Steenbeck-Straße


Wie lange noch ???

Diese Frage wirft sich auf, wenn man sich der kürzlich sang- und klanglos erfolgten Umbenennung der Otto-Schwarz-Straße in Anna-Siemsen-Straße erinnert. Ich rede hier nicht für O. Schwarz und nicht gegen A. Siemsen, sondern mich befremdet die Art und Weise, mit der das Jenaer Stadtparlament vorgibt, für ihre Wähler zu handeln, indem man den Namen einer "sozialistisch vorbelasteten" Person aus dem Stadtbild tilgt (ehemaliger Rektor der Universität).
Im vorliegenden Fall haben die Bürger jedoch nur zusätzliche Kosten und Scherereien bei der Adressenänderung. Dieser Fall wiegt umso schwerer, weil man gegenwärtig über eine Gebührenerhöhung auf 15 DM für einen Personalausweis und auf 50 DM für einen Reisepaß nachdenkt. Angeblich sollen derzeit die tatsächlichen Kosten höher als die eingeforderten Gebühren sein, so daß die Kommunen draufzahlen.
Und noch eine Frage zum Thema: Warum wurden nicht bereits bei den großangelegten Umbenennungen der Jahre 1990 bis 1992 umfassende Überlegungen zu allen damals vorhandenen Straßennamen angestellt?


Wer war Max Steenbeck ???

Max (Christian, Theodor) STEENBECK, geboren am 21.03.1904 in Kiel, gestorben am 15.12.1981 in (Ost-)Berlin, war Physiker.
Als deutscher Spezialist wurde er nach dem II. Weltkrieg von der Besatzungsmacht zur Mitwirkung am Aufbau der Kerntechnik in die Sowjetunion verpflichtet.

  • 1956 - 1969 Professor an der Friedrich-Schiller-Universität Jena;
  • 1956 - 1960 Direktor des Institutes für magnetische Werkstoffe;
  • 1956 - 1969 Direktor des Institutes für Magnetohydrodynamik der Akademie der Wissenschaften (AdW der DDR);
    Hauptarbeitsgebiete waren technische Anwendungen von Gasentladungen und die Physik kosmischer Magnetfelder (Plasmaphysik); sein Name ist auch mit der Entwicklung des Betatrons verbunden (bereits 1935);
  • 1965 - 1978 Vorsitzender des Forschungsrates der DDR, danach dessen Ehrenvorsitzender;
  • Mitglied der AdW (der DDR).

Die Straße trägt den Namen seit 1984. (Quellen: Meyers Universallexikon und Brockhaus)


Also doch ???

Inwieweit Max STEENBECK eine starke Systemnähe bescheinigt werden kann, möge dahingestellt bleiben.
Die Tatsache jedoch, daß es neben Hans KNÖLL und Günter STEIGER ihm zu verdanken ist, daß das Collegium Jenense, das ist die historische Bausubstanz der alten Jenaer Universität, 1969 für den Bau eines Hochhauses, dem späteren Uni-Turm, nicht abgerissen wurde, müßte Anlaß genug sein, seinen Namen wenigstens im Straßenbild zu würdigen.


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Jena, den 30. Oktober 2001, zuletzt bearbeitet am 25. Juni 2019 -